Freitag, 13. Juni 2014

Kritischer Blick auf den Rennsteig-Supermarathon vom 17.05.2014

Der 42. Rennsteiglauf ist Geschichte! Es wurden viele Berichte hierüber geschrieben und Christian Seiler wurde mit einer Siegerzeit von 4:50 h -völlig zu recht!- als der Held des Tages geehrt.
Dabei wird leider die Tatsache unterschlagen, dass es sich um den SCHWÄCHSTEN Rennsteig-Supermarathon aller Zeiten handelte! Zumindest wenn man den schnellsten Läufern etwas näher auf die Beine schaut.
Die Wahnsinnslücke zwischen Seiler und dem Zweitplatzierten Lynas von 50 min (!!!) hat mich neugierig gemacht. Rechnet man das auf die 73 Rennsteig-Kilometer runter, war Seilers Pace mal eben mehr als 40 Sekunden höher auf jedem einzelnen Kilometer! Was sind das für Welten....?
Zweifellos ist Seilers Lauf ein Kraftakt ohne Beispiel. Doch in seinem Schatten schwand die Leistung der Nachfolgenden dahin. Ich hab mal eine kleine Analyse der Zeiten der besten 20 Finisher je Rennsteiglauf aufgestellt. Diese TOP20 erliefen 2014 eine Durchschnittszeit von 05:52 h (die TOP19 ohne Seiler sogar nur 05:56 h!!) - das ist der schlechteste Wert in meiner Stichprobe. Hier die Übersicht:



Erschreckend ist die Stetigkeit, mit der die Leistung der "TOP-Läufer" abnimmt, man sehe sich nur die starken 5:35 h der ersten 20 Läufer aus 1982 an, als die Distanz 75 km betrug!
Der Rennsteiglauf hat heute europäisches Format, es geben sich britische 100-km-Meister und österreichische Berglaufspezialisten die Klinke in die Hand. Doch das enorme breitensportliche Leistungsniveau der DDR-Läufer der 80er Jahre und DESSEN OFFENSICHTLICHER VERLUST sollte zumindest ein Denkanstoß sein.
Im Matsch und Dauerregen des Jahres 2000 wurde auf 76 km eine Zeit von 5:50 Std. erreicht.
Und in unserem Jahr 2014, als die äußeren Bedingungen ganz hervorragend waren, wurde nicht einmal diese "Regen"-Zeit trotz verkürzter Distanz erreicht! Und vergleicht man weiter zwischen 2000 und 2014, so sieht man sofort, dass der 2014er Jahrgang nur dank Seiler einer noch bittereren Niederlage entging (Vergleich der "TOP20 ohne Sieger").
Der Jubiläumslauf 2012 stellt einen statistischen Ausreißer dar. Die souveränen Siegesjahre eines Christian Stork waren vorbei, viele ambitionierte Läufer kämpften um die Krone. Dies schlägt sich in enorm hohen Meldezahlen und einer starken Durchschittszeit nieder, auch wenn Seiler am Ende souverän in neuer Rekordzeit gewann. Doch rasant ging die Zeit danach wieder in den Keller, binnen 2 Jahren fiel sie um 12 Minuten.
Es ist natürlich Seiler kein Vorwurf zu machen, wenn er Tempo macht und alles gibt, um eine Spitzenzeit zu erlaufen. Im Gegenteil, es ist doppelt anzurechenen! Die Option, als sicherer Sieger locker ins Ziel zu laufen und hierdurch Regenerationszeit zu sparen, schlägt er zugunsten einer Traumzeit aus.
Die Schattenseite des einsamen Ausnahmetalents ist leider, dass die Nachfolgenden offenbar eben genau darauf verzichten, ihr Bestes zu geben. Sie laufen ja nicht um den Sieg, sie würden ohnehin nur im Schatten des "Königs" stehen.
Vielleicht könnte eine Art Teamwertung hier wieder Pfeffer reinbringen? 
Auch die Bergwertung (Strecke Eisenach - Inselsberggipfel) könnte ein erster Schritt gewesen sein. Doch die hat sich Seiler locker nebenbei eingesackt, keiner wagte den Angriff. Noch nicht.

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