Mittwoch, 18. Juni 2014

Bericht vom Skatstadt-Marathon Altenburg am 14.06.2014

Kurzinfo: Platz 2 gesamt in neuer PB von 2:48 h

Bericht:
Nur kurz vorweg, mal ein Blick 4 Wochen zurück: Der 73-km-Rennsteig-Supermarathon steht bei mir als sentimentale "Pflichtveranstaltung" im Kalender. Eher unpassend als Marathonvorbereitung, daher als Lockerlauf geplant, jedoch nur bis zur Hälfte, da das geringe Tempo mehr krampfhaft als nützlich war. Daher dann die zweite Hälfte mit 90% Schubkraft (viertbeste Zeit gesamt auf der zweiten Hälfte), leider auf Kosten meiner Waden und unter Inkaufnahme vieler harter Einschläge in die linke Ferse (Schottersteine), dafür war es eine großartige Erfahrung, gegen Ende noch Pulver zu haben. Es war das erste Mal, dass ich die komplette Strecke rannte ohne Gehpausen.
Konsequenz hieraus war, dass die beiden folgenden Wochen -eigentlich die härtesten und umfangträchtigsten der Marathonvorbereitung hinsichtlich Altenburg- zum sinnfreien Lockertraining verkamen. Ganze 14 Tage wurde ich den Muskelkater in den Waden nicht los und immer, wenn ich den Asphalt verließ, tat die Ferse wieder weh. Unbefriedigendes Training mit Handbremse, nicht mal 150 km gesamt in den zwei so wichtigen Wochen. Gänzlicher Verzicht auf lange Läufe. Inneres Knurren..
Kurz vorm Startschuss in Altenburg verliere ich aber keinen Gedanken mehr daran, will die erste Runde kontrolliert, die zweite schnellstmöglich laufen. Leider geht meine GPS-Uhr wenige Minuten vorm Start kaputt (Armband) und wird unbenutzbar. Schöne Sch...! Alle Planungen im Vorfeld liefen letztlich auf eine zu laufende bzw. zu unterschreitende Pace hinaus, der "kontrollierte Lauf" wird somit statt dessen zur Gefühlssache.
Trotz allem stehe ich gut gelaunt an der Startlinie und freue mich auf das Rennen. Nach ein paar Kilometern frage ich Jörg Friese aus Magdeburg (später Rang 3), welche Pace wir denn so laufen. Als er meint, dass wir so um die 4:00 min/km liegen, bin ich beruhigt. Das passt mit meinem Plan für Runde eins. Da wir uns auf Rang 3 und 4 wähnen (es also um den Podest geht), gehe ich trotzdem ganz langsam nach vorn weg, das nicht zu warme Wetter heute erlaubt eine kleine Prise Mut. Es ist nun ein einsames Rennen, von den lieben Zuschauern an der Strecke abgesehen. Vorn suche ich Vincent Hoyer, doch Jörg Matthe taucht plötzlich an der Schleife am Poschwitzer Park weit vor mir auf und hat ein Führungs-Fahrrad bei sich. Hat er also Vincent abgeschüttelt? Dass Jörg heute die Staffel läuft (und gewinnt), weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Es gibt also zwei Führungsräder vor mir. Sehr verwirrend für einen Läufer, der nicht mal weiß, wie schnell er selber unterwegs ist...
Die Wendestelle auf dem Markt (Start in die zweite Runde) passiere ich zuversichtlich, verpasse leider den Blick auf die Rathausuhr. Etwa einen (??) km später sehe ich irgendeine Turmuhr, rechne die Zeit gegen 22 gelaufene km, ziehe wegen des um 3 Minuten verspäteten Starts ein bisschen was ab und gelange zu dem Schluss, dass eine Zeit von 2:50 heute sehr eng wird.
Irgendwann im Stadtwald trete ich mit dem linken Fuß auf einen Stein, sofort ist die Ferse wieder am Schmerzen. Zusammenreißen! An der Brücke der Paditzer Straße treffe ich die "Frau an der Brücke", ich danke ihr für ihr Kommen, klatsche sie ab. Sie war schon im Regen von 2009 hier, so vieles hat sich verändert seit dem. Doch heute gibt sie mir mehr Kraft als damals, vielen Läufern wird es heute so gehen. Danke an Dich, sei tapfer!!! Die anschließende Asphaltstrecke wird Dampf gemacht, das zweite und letzte Gel eingeworfen. Leider wird das Stechen in den Waden immer stärker, es ist die altbekannte Stelle und ich mache mir keine Illusionen. Ich kann nun die letzten 10 km nur noch wechseln zwischen dem Hackenlaufen, welches die Waden schont und die ungeschützte Ferse zerstört oder dem Vorderfußlaufen, was die Waden längst nicht mehr schaffen, aber der Ferse Luft verschafft. Bei jedem Stein, der die Ferse berührt, fluche ich laut. Steile Passagen bergauf und bergab kann ich nur noch humpeln. Es fällt immer schwerer, die Halbmarathonläufer zu überholen, ich kehre mich völlig nach innen, habe Tränen in den Augen vor Schmerz und Wut.
Als ich auf dem Markt einlaufe, kann ich nicht mehr jubeln, will nur runter von diesen geplagten Füßen. Falle im Ziel auf die Knie und muss mich zusammenreißen. Langsam zieh ich mich zurück Richtung Duschen.
Ich möchte am Liebsten allen danken, die wieder einmal zu diesem wunderbaren Laufspektakel beigetragen haben, den Leuten, die Richtung Teehaus die vielen Schilder aufstellten, der Orga, den vielen netten Menschen an den Stationen. Nur am Samstag konnte ich es nicht mehr. Darum heute: Danke ALTENBURG, danke KANU, danke an alle Bands!!!

Vincent Hoyer sieht mit SR und PB in 2:27:08 h

Mit ein paar lauffreien Tagen Abstand sieht die Welt heute trotz anhaltendem Schmerz schon wieder freundlicher aus. Ich bin überzeugt, trotz dieses schwierigen Laufes, in diesem Jahr einen Marathon in 2:44 laufen zu können und bin heiß darauf, es zu beweisen!

Freitag, 13. Juni 2014

Kritischer Blick auf den Rennsteig-Supermarathon vom 17.05.2014

Der 42. Rennsteiglauf ist Geschichte! Es wurden viele Berichte hierüber geschrieben und Christian Seiler wurde mit einer Siegerzeit von 4:50 h -völlig zu recht!- als der Held des Tages geehrt.
Dabei wird leider die Tatsache unterschlagen, dass es sich um den SCHWÄCHSTEN Rennsteig-Supermarathon aller Zeiten handelte! Zumindest wenn man den schnellsten Läufern etwas näher auf die Beine schaut.
Die Wahnsinnslücke zwischen Seiler und dem Zweitplatzierten Lynas von 50 min (!!!) hat mich neugierig gemacht. Rechnet man das auf die 73 Rennsteig-Kilometer runter, war Seilers Pace mal eben mehr als 40 Sekunden höher auf jedem einzelnen Kilometer! Was sind das für Welten....?
Zweifellos ist Seilers Lauf ein Kraftakt ohne Beispiel. Doch in seinem Schatten schwand die Leistung der Nachfolgenden dahin. Ich hab mal eine kleine Analyse der Zeiten der besten 20 Finisher je Rennsteiglauf aufgestellt. Diese TOP20 erliefen 2014 eine Durchschnittszeit von 05:52 h (die TOP19 ohne Seiler sogar nur 05:56 h!!) - das ist der schlechteste Wert in meiner Stichprobe. Hier die Übersicht:



Erschreckend ist die Stetigkeit, mit der die Leistung der "TOP-Läufer" abnimmt, man sehe sich nur die starken 5:35 h der ersten 20 Läufer aus 1982 an, als die Distanz 75 km betrug!
Der Rennsteiglauf hat heute europäisches Format, es geben sich britische 100-km-Meister und österreichische Berglaufspezialisten die Klinke in die Hand. Doch das enorme breitensportliche Leistungsniveau der DDR-Läufer der 80er Jahre und DESSEN OFFENSICHTLICHER VERLUST sollte zumindest ein Denkanstoß sein.
Im Matsch und Dauerregen des Jahres 2000 wurde auf 76 km eine Zeit von 5:50 Std. erreicht.
Und in unserem Jahr 2014, als die äußeren Bedingungen ganz hervorragend waren, wurde nicht einmal diese "Regen"-Zeit trotz verkürzter Distanz erreicht! Und vergleicht man weiter zwischen 2000 und 2014, so sieht man sofort, dass der 2014er Jahrgang nur dank Seiler einer noch bittereren Niederlage entging (Vergleich der "TOP20 ohne Sieger").
Der Jubiläumslauf 2012 stellt einen statistischen Ausreißer dar. Die souveränen Siegesjahre eines Christian Stork waren vorbei, viele ambitionierte Läufer kämpften um die Krone. Dies schlägt sich in enorm hohen Meldezahlen und einer starken Durchschittszeit nieder, auch wenn Seiler am Ende souverän in neuer Rekordzeit gewann. Doch rasant ging die Zeit danach wieder in den Keller, binnen 2 Jahren fiel sie um 12 Minuten.
Es ist natürlich Seiler kein Vorwurf zu machen, wenn er Tempo macht und alles gibt, um eine Spitzenzeit zu erlaufen. Im Gegenteil, es ist doppelt anzurechenen! Die Option, als sicherer Sieger locker ins Ziel zu laufen und hierdurch Regenerationszeit zu sparen, schlägt er zugunsten einer Traumzeit aus.
Die Schattenseite des einsamen Ausnahmetalents ist leider, dass die Nachfolgenden offenbar eben genau darauf verzichten, ihr Bestes zu geben. Sie laufen ja nicht um den Sieg, sie würden ohnehin nur im Schatten des "Königs" stehen.
Vielleicht könnte eine Art Teamwertung hier wieder Pfeffer reinbringen? 
Auch die Bergwertung (Strecke Eisenach - Inselsberggipfel) könnte ein erster Schritt gewesen sein. Doch die hat sich Seiler locker nebenbei eingesackt, keiner wagte den Angriff. Noch nicht.

Samstag, 3. Mai 2014

Bericht von der Harzquerung am 26.04.2014

Bericht: 
In aller Kürze, es war wieder ein richtig geiler Lauf, obwohl ich die meiste Zeit allein unterwegs war auf den 50 km mit ca. 1200 Höhenmetern. Oft hab ich da an 2012 gedacht, als ich mit Ecki Seher unterwegs war. Das Wetter war diesmal ähnlich schön, doch nicht ganz so warm (gefühlte 30° statt tatsächlicher 30°). Auch die Turnhallenübernachtung war trotz naher Baustelle wieder prima, da sowohl für Abendessen als auch Frühstück der Weg in die Innenstadt kurz ist.
Läuferisch wollte ich nach einer Nullwoche (nach dem Bleilochlauf) und danach einer intensiven Woche einfach nur das Ergebnis von 2012 bestätigen. Immerhin war 2012 mein bisher stärkstes Jahr und damit "Referenz". Das Rennen war entsprechend kontrolliert; schön zügig, aber nicht übertreiben bei den vielen Anstiegen.
Die Zwischenzeiten vom letzten Jahr hatte ich mir eingeprägt und genau so lief es. Bis zum Fuße des Poppenberges (km 33) war ich nur eine Minute schneller als bei meiner Premiere. Jetzt hatte ich mich auf Marschieren eingestellt, aber (warum auch immer) am Ende rannte ich 90% des Berges hoch. Schöööön langsam, aber da kommen doch ein paar Minuten zusammen.
Auch der Weg bergab gelang diesmal ohne Zwangspause, außerdem konnte ich hin und wieder einen Mitstreiter "kassieren". Es gibt nichts Motivierenderes, als im letzten Drittel eines Rennens noch Körner für ein paar Überholmanöver zu haben.
Liebe Wanderer: Die Belebung der Strecke durch euch ist auf jeden Fall auch Gold wert. Respekt vor euren gut und gerne 10-stündigen Touren in schwierigem Gelände. Bitte verzeiht mir das ein oder andere Überholmanöver. Da ich immer gern die Ideallinie laufe und wenig Zeit habe, sehen diese vielleicht manchmal rücksichts- oder respektlos aus. Ich kann leider nicht mit jedem sprechen, darum: Unser gemeinsamer Weg verbindet uns und dereinst werde ich einer von euch sein und die HQ einfach nur genießen!


Hinab nach Nordhausen ging es im Sauseschritt, noch einen Läufer konnte ich 500 Meter vorm Ziel überholen. Die Stimmung ist immer sehr freundlich im Ziel, bedingt auch durch die Weitläufigkeit und Einfachheit der Infrastruktur.

Ehrung M30, Jörg Lauchstedt auf 3, Ricardo Schlemonat fehlt

Die HQ wächst in ihren Teilnehmerzahlen, als Rennsteigläufer kommt man gerne zum letzten großen Trainingslauf hierher.
Meine Zeit: 3:57:26 h, damit Platz 4 gesamt, Platz 1 M30 (2012 4:10:02 h, Platz 5 gesamt, Platz 2 M30). Für einen kurzen, objektiven Bericht könnt ihr auch meinen Bericht auf Laufszene Thüringen anschauen. Alle Ergebnisse der HQ findet ihr hier.


Sonntag, 13. April 2014

Bericht vom Bleilochlauf am 12.04.2014

Kurzinfo:
Hügeliger Cross-Ultra mit knapp 47 km + 500 hm, Platz 2 gesamt in 3:21 Std.

Bericht:
Dieser Lauf stellt wohl den Jahreshöhepunkt bis dato dar! Nach einem Dreivierteljahr Ultra-Abstinenz war ich selbst auch sehr gespannt, wie sich dieser Lauf -insbesondere auf der schwereren zweiten Hälfte- anfühlen würde.
Für mich war die Reise an die Bleilochtalsperre auch von nostalgischem Wert: Hier fand im April 2007 mein allererster Laufwettkampf seit DDR-Zeiten statt! Nun also kam ich aus der anderen Richtung zurück an Deutschlands größten Stausee und das feucht-kühle Wetter um die 10 Grad gefiel mir außerordentlich gut.
Der Start der Ultras (ja, liebe 100-Meilen-Gemeinde: auch 46 km sind "Ultra", wenn auch nur statistisch betrachtet) erfolgte um 9 Uhr morgens, eine Stunde vor den übrigen Distanzen. Somit war das Grundstück in Ultrahänden und man konnte sich schon mal umschauen und beschnuppern. Viele Bekannte sah ich aber nicht. Klar, ein Ultra-Ultra geht nicht zu so einem Bambinilauf mit 46 km und Marathonis, die es bergig mögen, zieht es heute wohl eher zum Kyffhäuser-Berglauf.
So starten um die 130 Leute gemütlich in den Tag und das meine ich ehrlich. Nach 2 km bin ich in der führenden 5er-Gruppe und es wäre fast ein ganz normaler, vorsichtiger Start. Wenn, ja wenn da nicht die Anwesenheit von Christian Seiler der Szene eine groteske Komponente verliehen hätte. Mit Tobias und Sören (später Platz 3 und 6) scherze ich noch, dass dies wohl Christians langsamster Lauf diese Woche sein muss... Tobias nutzt das "Tempo" von ca. 4:15 min/km, um Christians Rennsteig-Ambitionen zu erfragen. Die Wege sind anfangs überwiegend fest, aber fast nie trocken. Ein halbes Auge sollte man auch wegen der Wurzeln u. Steine ständig am Boden haben.
An den Versorgungsstationen aller ca. 5-6 km trinke ich jeweils eine kleine Menge, esse aber heute gar nichts (hat gut funktioniert).
Irgendwann auf den Hügeln hinter km 25 wird es Christian dann wohl zu langweilig (Oder er hat Termindruck? Oder war ihm eine Wade eingeschlafen?), leichtfüßig zieht er weg und ich bin ruckzuck allein auf weiter Flur. Die Anstiege empfinde ich als sehr giftig, meine Vorbereitung auf Hügelläufe war offenbar recht erfolglos. Immerhin scheint das Tempotraining nicht ganz umsonst gewesen zu sein, ein Viertel der heutigen Strecke kann ich unter 4 min/km laufen.
Die Strecke insgesamt ist sehr reizvoll, auch bei nebligem Wetter und Konzentration auf den Untergrund: Enge und steile Wurzelpfade, Felskanten am Wasser, Brücken und dann wieder breite Wege wechseln sich ab.
Die Marathondistanz ist nach 3:01 Std. bewältigt und nun folgt echter Balsam für die Läuferseele: Auf den letzten 4 km verlieren wir 100 hm, bis ins Ziel wird nochmal richtig "gedrückt" und Tempo gemacht. Mittlerweile überholen wir auch einige 24-km-Läufer. Unweigerlich denkt man an die letzten 10 km vom Rennsteig-SM!

Platz 2 gesamt, da freut sich schon der Muskel-Kater! (Foto: SEZ Kloster)

Glücklicherweise hat sich an der Platzierung nichts mehr geändert, ich lande auf Platz 2 gesamt! Die tolle Stimmung im Ziel, Duschen in unmittelbarer Einlaufnähe, schnelle Siegerehrung, ein riesiges (großteils sogar VEGANES) Büffet, eine 20-minütige Massage usw. tragen sehr dazu bei, dass ich ein kleines Tränchen nicht verdrücken kann. Definitiv DAUMEN-HOCH für die Veranstalter vom SEZ Kloster!

Hier die Top 3 der Ultradistanz, alle Ergebnisse hier:

03:11:38 Seiler, Christian (Rennsteiglaufverein)
03:21:18 Burkhardt, Steffen (Team Skatstadt-Marathon)
03:24:41 Henkel, Tobias (USV Erfurt)

03:47:43 Josten, Bianca
04:15:15 Jurkschat, Uta (WSV Schmiedefeld,WTA Weser)
04:22:49 Thomas, Gesine (SV Bad Berka)

Donnerstag, 20. März 2014

Bericht vom Leinwaldlauf am 09. März 2014

Kurzinfo: Flache 15,6-km-Strecke, Platz 3 gesamt in 57:29 min - S U P E R ! ! !

Bericht:
Es war wieder mal mächtig Leben auf dem Nobitzer Flughafen! Die Teilnehmerzahlen stiegen von knapp 300 im letzten Jahr auf über 400! Das Wetter war traumhaft; sonnig, aber nicht zu warm.
Wie im letzten Jahr auch bekamen die Ausrichter von der Nachmelderflut ein wenig feuchte Füße.. Der Start verzögerte sich ca. 15 Minuten, weil noch Startnummern gedruckt werden mussten. (für Läufer endlich mal Zeit, sich zu unterhalten ohne zu schwitzen oder zu hecheln)
Dann gings los, die Halbdistanz und die 15-km-Leute (jeweils gut 120 Läufer) starten gemeinsam. Ganz schnelle Hasen fehlen auf der Kurzstrecke, der Sieger kommt nach 31:33 min ins Ziel. So laufe ich erst mal in einem Pulk mit und frage mich schon, wer wohl als nächstes das Tempo drosseln wird und zurückfällt. Warum starten so viele Leute viel zu schnell? Folgt das einem geheimen Plan? Falls ja, hat der schon mal funktioniert??
Jedenfalls kann ich mich irgendwo unter den ersten 12 einfädeln (inkl. Kurzstrecklern) und "rolle". Das Durchschnittstempo liegt jetzt etwa bei 3:45 min/km, voll im Plan. Aber die Gruppe wird irgendwie langsamer und so breche ich langsam nach vorne aus (km 7) und werde vom späteren Sieger der Kurzdistanz noch gefragt, ob ich die Lange laufe, nachdem ich ihn überholte (km 8). Der Beginn der zweiten Runde ist auf dieser Strecke mit ihren endlos langen, schnurgeraden Wegen mental hart. Und ich bin nun allein, liege auf Rang 4 und habe niemanden in "Schlagdistanz": Sebastian Harz läuft höchstens noch gegen die Rehe ein einsames Traumrennen. Ben Derwel liegt vor Sebastian Seyfarth grob in meiner Sichtweite. Insgesamt ist das Tempo etwas höher als in Runde 1 und irgendwann merke ich, dass plötzlich Ben vor mir liegt und der Abstand insgesamt etwas geringer wurde. Schließlich kann ich auf meinem schnellsten Kilometer Ben überholen (km 14 in 3:30 min/km) und lande schließlich 9 Sekunden hinter Sebastian auf Rang 3.
Das war wirklich ein geiles Rennen, zumal aus vollem Training heraus (am Vortag 20 km). Ziel war eine Zeit von unter einer Stunde nach der Vorjahreszeit von 1:01:30 Std, damit wars also 4:01 min schneller oder anders: Ich konnte jeden Kilometer 15,5 Sekunden schneller laufen als ein Jahr zuvor.
Das lässt mich jetzt hoffnungsvoll in Richtung HM-Bestzeit blicken (Muldentallauf in unter 1:20? - es wäre ein Traum!).

Siegerehrung AK30, Bild geklaut bei Torsten Hentsch (UTMB-Finisher!)

Als Preis für den dritten Rang gab es einen 15€-Gutschein für Sport Gü (Intersport) - Danke an den MBV Meuselwitz für diesen Lauf!! Alle Ergebnisse hier

Sonntag, 5. Januar 2014

Blick zurück auf 2013 und nach vorn auf 2014

In gewohnt rasantem Tempo ging auch dieses Jahr 2013 wieder vorbei. Insgesamt "lief" es erwartungsgemäß etwas ruhiger als in 2012. Von den 3015 km im vergangenen Jahr entfielen die Hälfte auf das Quartal Juni/Juli/August, womit der Schwerpunkt deutlich wird: Das war der Rennsteig-nonstop-Lauf über 170 km. Die übrigen Wettkampfdistanzen verteilen sich wie folgt, diesmal als Vergleichstabelle:

Wettkampf
2013
2012
2011
< HM
3
1
2
HM
4
1
6
M
1
7
7
Ultra
6
8
2

Also ein absolutes Marathon-Verweigerungsjahr! Erst recht, weil der einzige Marathon der entspannte Wintermarathon Mitte Januar war. Alle Ultras (3 von 6 allein im August) waren auch recht entspannt -fast ambitionsfrei, ohne besondere Motivation- und ohne großem Wettkampf-Tam-Tam, außer dem 100-Meiler natürlich.
Erschreckend ist die Häufung von vier HM in Folge im letzten Quartal (Weimar, Dresden, Rudolstadt, Gera), das gab's noch nie!! 
Und so in der Art soll es auch weitergehen in 2014. Aus diesem Winter kriecht ein hungriger Läuferhund, der sich im Verlauf des Jahres die verschiedenen Distanzen "hochbeißen" will. Im ersten Quartal soll meine HM-Bestzeit fallen, im zweiten dann meine Marathonzeit - großes Ziel sind hier 2:45 h!
Das zweite Halbjahr soll überwiegend den wunderbaren Ultras gewidmet sein. Auf meiner völlig unverbindlichen Merkliste stehen für 2014 schon 7 Ultras, mal schauen was davon klappt.

Ich wünsche euch nun allen ein erfolgreiches Laufjahr 2014! Seid hart zu euch, ihr wisst, es lohnt sich!
Bleibt gesund und dann sehen wir uns vielleicht an der nächsten Startlinie!

Freitag, 3. Januar 2014

Bericht vom Silvesterlauf Gera am 28.12.2013

Ein neuer Nachwende-Teilnehmerrekord auf der anspruchsvollsten Silvesterlaufstrecke Thüringens! Diesmal laufe ich (unfreiwillig) ohne Uhr, immer so am Rande des Möglichen (immerhin knapp 500 Höhenmeter auf 20 km). Mit zunehmender Renndauer fühl ich mich immer besser. Als die letzte, ca. 3 km lange, Gefällstrecke Richtung Ziel beginnt, kann ich das Tempo nochmal verschärfen und lande schließlich auf Platz 9 von 158 Finishern in neuer PB von 1:19:23 h, genau 7 Sekunden schneller als meine Zeit aus 2011 (damals Platz 7).
Ja, mittlerweile finden viele schnelle Läufer den Weg nach Gera und das hat der Lauf auch verdient! Diesmal gewinnt übrigens wieder Sebastian Harz in starken 1:10:20 h.
Die Bedingungen in der sanierten Panndorfhalle sind erstklassig, die Laufstrecke sowieso. Wenn jetzt noch die Moderation in der Halle / Siegerehrung / Urkundendruck noch etwas optimiert werden könnte, wäre es perfekt.
Danke Gera, bis Dezember!

Donnerstag, 2. Januar 2014

Bericht vom GettingTough-Race Rudolstadt am 07.12.2013

Kurzinfo:
Bergiger Crosslauf mit knapp 100 Hindernissen auf 23 km und 900 Höhenmetern. Lande auf Platz 13 von 900 Finishern in 2:30 h. Alle Ergebnisse hier.

Bericht:
Das Medienecho der Erstauflage dieses Laufes Ende 2012 ging an mir natürlich nicht vorbei. Nach der Spontanreaktion a lá "ist nur was für Spinner" gefiel mir der Gedanke, so ein Rennen mal zu probieren, doch immer besser. Trotzdem geriet die zweite Auflage wieder in Vergessenheit, bis mich eine Kollegin wieder darauf brachte..., tja... und ich mich spontan anmeldete, wenige Wochen vor dem Rennen.
Jetzt begann eine rasante Recherche, um herauszufinden, was die Läufer wirklich erwartet. Der harte Kern des GettingTough-Vereins hatte schon ein paar einschlägige Videos hochgeladen. Sehr häufig sah man darauf nackte Oberkörper in winterlicher Landschaft, martialisch bemalte Gesichter und: Tauchgänge in kaltem Wasser. Das kann ja heiter werden!
Mein geringes Lauftraining (ca. 60 km pro Woche) konnte ich jetzt erweitern um ein paar gelegentliche Abstecher in die Pleiße. Da die Pleiße durchschnittlich nur 40 cm Tiefe hat, ist das Tauchen gar nicht so einfach, aber es gibt geeignete Stellen. Zu diesem Zweck lege ich mein T-Shirt und die Laufjacke ab, mache ein paar Liegestütze, gehe eine Minute ins Wasser, mache wieder Liegestütze, ziehe mich an, laufe langsam weiter. Zweimal werde ich dabei überrascht, wie ich halbnackt aus dem Wasser komme (bei 5° Celsius), da hilft nur "lächeln und winken" (die Gusche ist dann meistens so kalt, dass eh nix Verständliches raus käme..) :-)


 Auch auf die Crosselemente des Laufs versuche ich mich gezielt vorzubereiten, indem ich versuche, kilometerlange, gerade Linien zu laufen und Hindernisse dabei bewusst anzunehmen. Während dieser doch recht speziellen Laufeinheiten spüre ich schon so eine innere Befriedigung, so eine absolute Freiheit von Hemmnissen, wie ich sie lange nicht hatte. Man läuft einfach 5 km nach Norden. Gut. Jetzt 3 km nach Westen. Eine Flußquerung / ein Güterbahnhof / ein Wäldchen im Weg? Kein Problem mehr. Nur Eigentum wahre ich, um Privatgrundstücke mache einen Bogen, wie immer.
Da merkt man doch erst mal, was man vorher für ein Weichei war! Ich war ein Warmduscher, Über-Pfützen-Springer, Asphaltjogger und Wadendehner, doch jetzt seh' ich die Welt mit anderen Augen! Das ist nicht übertrieben, es ist wirklich ein geiles Gefühl!

Sprung über den Graben nicht geschafft...

Als der Tag des Rennens kam, war ich so denkbar gut vorbereitet (wie naiv!). Vorher besuchte ich noch eine Promo-Veranstaltung des GettingTough-Vereins an der Uni Jena. Die Jungs haben es geschafft, dem Rennen auch auf rationaler Ebene eine Basis zu schaffen, indem das gegenseitige Helfen, die regionale Verankerung, die Ernsthaftigkeit gegenüber der europäischen Konkurrenz usw. sehr gut dargestellt wurden.
Das Rennen selbst hat außerordentlichen Spaß gemacht, als erfahrener Läufer ging ich es eher langsam an. Die vielen kleinen, stakkato-artigen Anstiege (teils beladen mit Autoreifen) absolviere ich ohne an die Grenzen zu gehen. Die ersten 80% des Rennens kommen reinrassigen Läufern auf jeden Fall sehr entgegen, da fast alles rennbar ist. Danach beginnen die berüchtigten Hindernisse (NVA-Sturmbahn, ewig lange Kriechhindernisse auf Schotter!!!, Kletterwände, etc.), größter Scharfrichter sind erwartungsgemäß die Tauchhindernisse im Freibad.

Zwischen Tauchbecken und klappriger Holzbrücke
Zu diesem Zeitpunkt bin ich irgendwo an der Grenze der Top 20, hier im Feld sind alle noch gut drauf und absolvieren die Hindernisse konzentriert und zügig. Meine Hände sind leider völlig taub von der Kälte und die Waden zwiebeln. Die letzten Hindernisse sind wirklich hart (Slogan "The race that destroys you!"). Als der Körper im Ziel zur Ruhe kommt und sich der Bann des Wettkampfes legt, steigt sofort die Kälte hoch. Jetzt schnell in die Badewanne - danke an Jana, unsere tolle Gastgeberin! :-D

letztes Kriechhindernis

Endlich im Ziel

Zu diesem Zeitpunkt ahne ich noch nicht, dass der Endorphinrausch dieses Mal eine ganze Woche dauern wird, dieses Rennen hat definitiv etwas bewegt! Der ganzen Oberflächlichkeit, die uns oft begegnet, der Distanziertheit, in die wir oft gezwungen werden, schleuderte dieses Rennen eine scharfe Antwort aus tiefstem Herzen entgegen. Unabhängig davon, ob man es nun selbst tun würde oder nicht, das Springen in 4 Grad kaltes Wasser ist einfach ein sehr authentischer Vorgang.

Der Steinzeitläuferhund wurde gefüttert, satt ist er aber noch lange nicht.