Mittwoch, 18. Juni 2014

Bericht vom Skatstadt-Marathon Altenburg am 14.06.2014

Kurzinfo: Platz 2 gesamt in neuer PB von 2:48 h

Bericht:
Nur kurz vorweg, mal ein Blick 4 Wochen zurück: Der 73-km-Rennsteig-Supermarathon steht bei mir als sentimentale "Pflichtveranstaltung" im Kalender. Eher unpassend als Marathonvorbereitung, daher als Lockerlauf geplant, jedoch nur bis zur Hälfte, da das geringe Tempo mehr krampfhaft als nützlich war. Daher dann die zweite Hälfte mit 90% Schubkraft (viertbeste Zeit gesamt auf der zweiten Hälfte), leider auf Kosten meiner Waden und unter Inkaufnahme vieler harter Einschläge in die linke Ferse (Schottersteine), dafür war es eine großartige Erfahrung, gegen Ende noch Pulver zu haben. Es war das erste Mal, dass ich die komplette Strecke rannte ohne Gehpausen.
Konsequenz hieraus war, dass die beiden folgenden Wochen -eigentlich die härtesten und umfangträchtigsten der Marathonvorbereitung hinsichtlich Altenburg- zum sinnfreien Lockertraining verkamen. Ganze 14 Tage wurde ich den Muskelkater in den Waden nicht los und immer, wenn ich den Asphalt verließ, tat die Ferse wieder weh. Unbefriedigendes Training mit Handbremse, nicht mal 150 km gesamt in den zwei so wichtigen Wochen. Gänzlicher Verzicht auf lange Läufe. Inneres Knurren..
Kurz vorm Startschuss in Altenburg verliere ich aber keinen Gedanken mehr daran, will die erste Runde kontrolliert, die zweite schnellstmöglich laufen. Leider geht meine GPS-Uhr wenige Minuten vorm Start kaputt (Armband) und wird unbenutzbar. Schöne Sch...! Alle Planungen im Vorfeld liefen letztlich auf eine zu laufende bzw. zu unterschreitende Pace hinaus, der "kontrollierte Lauf" wird somit statt dessen zur Gefühlssache.
Trotz allem stehe ich gut gelaunt an der Startlinie und freue mich auf das Rennen. Nach ein paar Kilometern frage ich Jörg Friese aus Magdeburg (später Rang 3), welche Pace wir denn so laufen. Als er meint, dass wir so um die 4:00 min/km liegen, bin ich beruhigt. Das passt mit meinem Plan für Runde eins. Da wir uns auf Rang 3 und 4 wähnen (es also um den Podest geht), gehe ich trotzdem ganz langsam nach vorn weg, das nicht zu warme Wetter heute erlaubt eine kleine Prise Mut. Es ist nun ein einsames Rennen, von den lieben Zuschauern an der Strecke abgesehen. Vorn suche ich Vincent Hoyer, doch Jörg Matthe taucht plötzlich an der Schleife am Poschwitzer Park weit vor mir auf und hat ein Führungs-Fahrrad bei sich. Hat er also Vincent abgeschüttelt? Dass Jörg heute die Staffel läuft (und gewinnt), weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Es gibt also zwei Führungsräder vor mir. Sehr verwirrend für einen Läufer, der nicht mal weiß, wie schnell er selber unterwegs ist...
Die Wendestelle auf dem Markt (Start in die zweite Runde) passiere ich zuversichtlich, verpasse leider den Blick auf die Rathausuhr. Etwa einen (??) km später sehe ich irgendeine Turmuhr, rechne die Zeit gegen 22 gelaufene km, ziehe wegen des um 3 Minuten verspäteten Starts ein bisschen was ab und gelange zu dem Schluss, dass eine Zeit von 2:50 heute sehr eng wird.
Irgendwann im Stadtwald trete ich mit dem linken Fuß auf einen Stein, sofort ist die Ferse wieder am Schmerzen. Zusammenreißen! An der Brücke der Paditzer Straße treffe ich die "Frau an der Brücke", ich danke ihr für ihr Kommen, klatsche sie ab. Sie war schon im Regen von 2009 hier, so vieles hat sich verändert seit dem. Doch heute gibt sie mir mehr Kraft als damals, vielen Läufern wird es heute so gehen. Danke an Dich, sei tapfer!!! Die anschließende Asphaltstrecke wird Dampf gemacht, das zweite und letzte Gel eingeworfen. Leider wird das Stechen in den Waden immer stärker, es ist die altbekannte Stelle und ich mache mir keine Illusionen. Ich kann nun die letzten 10 km nur noch wechseln zwischen dem Hackenlaufen, welches die Waden schont und die ungeschützte Ferse zerstört oder dem Vorderfußlaufen, was die Waden längst nicht mehr schaffen, aber der Ferse Luft verschafft. Bei jedem Stein, der die Ferse berührt, fluche ich laut. Steile Passagen bergauf und bergab kann ich nur noch humpeln. Es fällt immer schwerer, die Halbmarathonläufer zu überholen, ich kehre mich völlig nach innen, habe Tränen in den Augen vor Schmerz und Wut.
Als ich auf dem Markt einlaufe, kann ich nicht mehr jubeln, will nur runter von diesen geplagten Füßen. Falle im Ziel auf die Knie und muss mich zusammenreißen. Langsam zieh ich mich zurück Richtung Duschen.
Ich möchte am Liebsten allen danken, die wieder einmal zu diesem wunderbaren Laufspektakel beigetragen haben, den Leuten, die Richtung Teehaus die vielen Schilder aufstellten, der Orga, den vielen netten Menschen an den Stationen. Nur am Samstag konnte ich es nicht mehr. Darum heute: Danke ALTENBURG, danke KANU, danke an alle Bands!!!

Vincent Hoyer sieht mit SR und PB in 2:27:08 h

Mit ein paar lauffreien Tagen Abstand sieht die Welt heute trotz anhaltendem Schmerz schon wieder freundlicher aus. Ich bin überzeugt, trotz dieses schwierigen Laufes, in diesem Jahr einen Marathon in 2:44 laufen zu können und bin heiß darauf, es zu beweisen!

Freitag, 13. Juni 2014

Kritischer Blick auf den Rennsteig-Supermarathon vom 17.05.2014

Der 42. Rennsteiglauf ist Geschichte! Es wurden viele Berichte hierüber geschrieben und Christian Seiler wurde mit einer Siegerzeit von 4:50 h -völlig zu recht!- als der Held des Tages geehrt.
Dabei wird leider die Tatsache unterschlagen, dass es sich um den SCHWÄCHSTEN Rennsteig-Supermarathon aller Zeiten handelte! Zumindest wenn man den schnellsten Läufern etwas näher auf die Beine schaut.
Die Wahnsinnslücke zwischen Seiler und dem Zweitplatzierten Lynas von 50 min (!!!) hat mich neugierig gemacht. Rechnet man das auf die 73 Rennsteig-Kilometer runter, war Seilers Pace mal eben mehr als 40 Sekunden höher auf jedem einzelnen Kilometer! Was sind das für Welten....?
Zweifellos ist Seilers Lauf ein Kraftakt ohne Beispiel. Doch in seinem Schatten schwand die Leistung der Nachfolgenden dahin. Ich hab mal eine kleine Analyse der Zeiten der besten 20 Finisher je Rennsteiglauf aufgestellt. Diese TOP20 erliefen 2014 eine Durchschnittszeit von 05:52 h (die TOP19 ohne Seiler sogar nur 05:56 h!!) - das ist der schlechteste Wert in meiner Stichprobe. Hier die Übersicht:



Erschreckend ist die Stetigkeit, mit der die Leistung der "TOP-Läufer" abnimmt, man sehe sich nur die starken 5:35 h der ersten 20 Läufer aus 1982 an, als die Distanz 75 km betrug!
Der Rennsteiglauf hat heute europäisches Format, es geben sich britische 100-km-Meister und österreichische Berglaufspezialisten die Klinke in die Hand. Doch das enorme breitensportliche Leistungsniveau der DDR-Läufer der 80er Jahre und DESSEN OFFENSICHTLICHER VERLUST sollte zumindest ein Denkanstoß sein.
Im Matsch und Dauerregen des Jahres 2000 wurde auf 76 km eine Zeit von 5:50 Std. erreicht.
Und in unserem Jahr 2014, als die äußeren Bedingungen ganz hervorragend waren, wurde nicht einmal diese "Regen"-Zeit trotz verkürzter Distanz erreicht! Und vergleicht man weiter zwischen 2000 und 2014, so sieht man sofort, dass der 2014er Jahrgang nur dank Seiler einer noch bittereren Niederlage entging (Vergleich der "TOP20 ohne Sieger").
Der Jubiläumslauf 2012 stellt einen statistischen Ausreißer dar. Die souveränen Siegesjahre eines Christian Stork waren vorbei, viele ambitionierte Läufer kämpften um die Krone. Dies schlägt sich in enorm hohen Meldezahlen und einer starken Durchschittszeit nieder, auch wenn Seiler am Ende souverän in neuer Rekordzeit gewann. Doch rasant ging die Zeit danach wieder in den Keller, binnen 2 Jahren fiel sie um 12 Minuten.
Es ist natürlich Seiler kein Vorwurf zu machen, wenn er Tempo macht und alles gibt, um eine Spitzenzeit zu erlaufen. Im Gegenteil, es ist doppelt anzurechenen! Die Option, als sicherer Sieger locker ins Ziel zu laufen und hierdurch Regenerationszeit zu sparen, schlägt er zugunsten einer Traumzeit aus.
Die Schattenseite des einsamen Ausnahmetalents ist leider, dass die Nachfolgenden offenbar eben genau darauf verzichten, ihr Bestes zu geben. Sie laufen ja nicht um den Sieg, sie würden ohnehin nur im Schatten des "Königs" stehen.
Vielleicht könnte eine Art Teamwertung hier wieder Pfeffer reinbringen? 
Auch die Bergwertung (Strecke Eisenach - Inselsberggipfel) könnte ein erster Schritt gewesen sein. Doch die hat sich Seiler locker nebenbei eingesackt, keiner wagte den Angriff. Noch nicht.