Freitag, 19. Oktober 2012

Bericht vom Marathon nach Athen vom 14.10.2012

Kurzinfo:
Das Original! Ganz allein 43 km von Marathonas nach Athen gelaufen in 3:59 Std., Temperaturen um die 27 Grad.

Bericht:
Anlässlich des Griechenlandurlaubs war eigentlich die Teilnahme am "Athens Classic Marathon" geplant. Allerdings herrscht im November bereits Nachsaison, viele Hotels und Restaurants sind zu, Busverkehr ist eingeschränkt etc.
Also fand der Urlaub jetzt Anfang Oktober statt und der anvisierte Marathonlauf wird autonom als One-Man-Show durchgezogen, ist eh näher am Original. Ohne Griechisch-Kenntnisse war das Auffinden der richtigen Busverbindung vom Moloch Athen zum Startpunkt Marathonas nicht ganz leicht. Hinzu kam eine gnadenlose Faulheit seit 14 Tagen (nur 3 sehr kurze Läufe) und heiße Temperaturen.

Endstation "Marathonas"? Nein, erst der Anfang von allem!

Die Strecke hatte ich schon in Deutschland auf meinen Forerunner geladen, so konnte ich mich auf der Hinfahrt (für 3,70 €) bereits mit dem Gedanken anfreunden, dass die vierspurige "Bundesstraße" auf der wir gerade fuhren, auch meine Laufstrecke retour sein wird. Naja, immerhin wird es eine günstige Aktion werden, die Gesamtkosten inkl. Transport, zwei Energy-Getränke, Wasser und einer Packung salziger Pistazien liegen unter 10 Euro.

Hochkonzentriert am Start :-)

Die Entfernung Marathonas-Athen per Luftlinie beträgt 27 km, allerdings kann man nicht mal eben abkürzen, da es keine vernünftigen Wanderwege gibt und die Abkürzung über einen Berg verliefe, darauf kann ich heute gut verzichten. Also halte ich mich 1:1 an die Wettkampfstrecke des Athen-Classic-Marathons, d.h. knapp 43 km entlang einer Straße, bogenförmig ins Herz Athens, zum Panathinaiko-Stadion.
Bereits beim Aussteigen aus dem Bus habe ich Sonnenbrand von den letzten Tagen und bin durchgeschwitzt. Perfekt, auf geht´s!
Ein Fußgänger ist im griechischen Straßenverkehr ein sehr rangniedriges Lebewesen, kurz hinter streunenden Hunden. Mit Rücksicht ist also nicht zu rechnen, auch nicht mit einem Gehweg, der diesen Namen verdient. Dieser ändert sich je Grundstück, ständig muss man Absätze hoch- oder runtersteigen. Oft ist der schmale Gehweg durch Müll(-tonnen) oder Autos versperrt, mal sind Strom- oder Lichtmasten mittig auf dem Weg platziert, so dass man nicht dran vorbei kommt. Aber nur auf ca. der halben Strecke existiert überhaupt ein Gehweg, meist muss man auf der Straße laufen oder durch angrenzendes Gebüsch, welches offenbar in der Regel als Toilette oder Mülldeponie Verwendung findet.
Bereits nach wenigen km macht die Strecke einen kurzen Abstecher Richtung Küste, der Grund hierfür ist mir nicht bekannt, aber vom Bus aus sah ich ein Läuferdenkmal hier in der Gegend, also steuere ich das an, mache ein Foto und ziehe weiter, zurück zur Hauptstraße.

Von New Balance gestiftetes Denkmal nach 6 km

Bevor diese erreicht wird, laufe ich noch völlig ahnungslos in eine Dreiergruppe Hunde hinein, die mich sofort anblaffen und auf mich zukommen. Einer meint es recht ernst und ich muss schnell einen Stock aufheben und gehe wütend schreiend auf ihn zu (das hilft meistens). Mit erhöhtem Puls ziehe ich mich zurück und erreiche die Straße - ab jetzt keine Experimente mehr, ich bleibe auf der Hauptstraße!
Übrigens ist mein Tempo natürlich sehr lahm, so um die 5 min / km, die Strecke steigt tendenziell leicht an, ca. 450 ansteigende Höhenmeter gesamt.


So sieht er aus, der Weg zum Glück (braunes Schild beachten)

Zwischendurch kaufe ich mir an einer Tankstelle frisches Wasser, denke über die hässliche Strecke nach, halte diesen Marathon für eine echte Prüfung. Mein Respekt für alle Spartathlon-Teilnehmer steigt gerade ins Unermessliche.
Die letzten 10 km spielen sich dann schon im dichteren Stadtgebiet Athens ab, dass heißt: Noch mehr Vorsicht walten lassen im Verkehr! Langsam bricht die Nacht herein, ich hab natürlich kein Licht dabei, aber es geht auch so. Man weicht eben den Autos, Motorrädern, Hunden, Fußgängern und Stolperfallen aus, so gut es geht.
Dann sehe ich auf der Straße eine gelbe Streckenmarkierung ("37 km") - das ist mein Zeichen, nur noch 5 km! Ein guter Grund, mal ein Bier zu trinken auf den Erfolg. Mit dieser Betankung gehen nun die letzten km noch mal so schnell vorbei, ganz überraschend erscheint dann nach knapp 4 Stunden das wunderschöne Ziel zu meiner Linken:

Was für ein Traumziel: Das Panathinaiko-Stadion

Boah, geschafft! Diese Strecke brauche ich nicht noch mal. Aber es ist schon ein tolles Gefühl, dieses Ding mal gelaufen zu sein.