Samstag, 3. September 2011

Erster Versuch mit einem Trinkrucksack

Gegen Ende einer äußerst lauffaulen Woche (immerhin kann ich mir einreden, das sei noch die Erholungsphase vom Müritzultra vor 12 Tagen) stand gestern die Premiere eines neuen Ausrüstungsteils: Der Kalenji Trinkrucksack. 

Die Daten: 2-Liter-Wasserblase plus 8 Liter Stauraum, 360g leicht, 9 Außentaschen (davon 4 vorne), Preis 19€

Grundsätzlich bin ich ja bei diesem Schnickschnack skeptisch. Alles, was zwischen dem Waldboden und meinem Ideal eines halbnackten Läufers (leichte Schuhe + kurze Hose) steht, kann höchstens toleriert, aber niemals wirklich gemocht werden. 
Nun besteht aber definitiv in meinem "Laufrevier" die Herausforderung, auch bei höheren Temperaturen und Läufen um die 3+ Stunden für genügend Flüssigkeit selbst zu sorgen. Für lange Läufe ist die 600ml Trinkflasche nicht ausreichend. Die Trinkgürtel, die ich aus Erfahrung kenne (2x500ml und 4x125ml), stören mich, da ich keine Einengung am Bauch mag (eigentlich mag ich sie am ganzen Körper nicht). Darüber hinaus gibt es praktisch keine 100%-ig saubere Wasserquelle aus der Natur. Notfalls trinke ich aus der Gera, aber einmal ging das schon schief und mir war einige Tage schlecht. 
Der Rucksack also macht einen sehr funktionalen und trotzdem hübschen Eindruck, auf dem obigen Bild wirkt er etwas praller und größer als er wirklich ist. Die Schultergurte sind angenehm breit und lassen sich vor der Brust per Reißverschluss verbinden (darum "Westenform" genannt) - somit wird ein Wackeln fast ausgeschlossen und das Teil liegt gut an. Die erste Wasserfüllung sollte zwecks Spülung mit sehr warmem Wasser erfolgen, sonst schmeckt das Premierenwasser etwas nach Gummi - ein Effekt, der sehr bald verschwindet. Positiv ist mir noch beim Packen aufgefallen, dass alles was man unterwegs schnell zur Hand haben will, auch an der Vorderseite verstaut werden kann, dank der 2 größeren RV-Taschen und den 2 offenen schmalen Taschen oberhalb. Zum Beispiel passen hier vorn locker 5 Gels + Fotoapparat auf die eine Seite, MP3-Player und Handy auf die andere.
Ich fülle die Blase mit ca. 1,8 Litern Leitungswasser und mache mich gespannt auf den Weg. Natürlich ist so ein Rucksack grundsätzlich erst mal störend, nichts ist schöner als mit freiem Oberkörper durch den Park/Wald zu tigern! Es entwickelt sich eine ziemliche Wärme am Rücken, der Bereich zwischen Rucksackende und Hintern (Nieren) ist ständig schweißnass und dadurch recht kühl. So, kommen wir jetzt zum wichtigsten Punkt: dem Trinken. Das Mundstück besteht aus Gummi und kann manuell geöffnet und geschlossen werden (1 cm rausziehen bzw. reinstecken). Wenn das Teil geöffnet ist, kann per Biss auf das Mundstück der Durchlauf geöffnet werden - voila, man kann jetzt saugen! Das funktioniert alles prima, man muss nicht saugen wie ein Verrückter, aber ich würde das Mundstück immer wieder verschließen, da sonst tröpfchenweise permanent Wasser raus kommt. Das lässt sich aber alles mit einer Hand bzw. Hand + Mund nebenbei erledigen und stört den Lauf nicht.
Kommen wir zum größten Manko dieses Rucksacks (oder EINES Rucksacks im Allgemeinen): Sobald die Wasserblase nicht mehr ganz gefüllt ist, plätschert das kühle Nass sehr deutlich hörbar in der Blase hin und her. Und das war wirklich nervig am Anfang! Für mich persönlich fast ein Ausschlusskriterium. Bei den nächsten Läufen werde ich der Fairness halber noch versuchen, durch Fixierungen an den Rucksackschlaufen die Wasserblase etwas "einzuschnüren", damit möglichst kein Raum für Wasserspiele bleibt. Diese Chance hat der Rucksack verdient.
Ansonsten gibt es nach diesem ersten Lauf (33km) keine Mängel festzustellen, die Wasserblase ist dicht und gerieben hat auch nichts, wobei ich hier noch ein paar Tests mit mehr Gewicht machen werde und dann diesen Beitrag aktualisiere.

Fazit: Ein Rucksack ist ein störendes Etwas auf dem Rücken, was teilweise auch recht laut sein kann. ABER: Er erhöht die Laufreichweite ungemein und schafft dort, wo er etwas Komfort stiehlt, ein großes Stück Unabhängigkeit. Für 19€ (decathlon.com) eine klare Kaufempfehlung.


Update 05.10.
Nach ca. 200 km mit dem Rucksack möchte ich das Teil wirklich nicht mehr missen. Es hat keine versteckten Macken oder Verarbeitungsfehler. Der große praktische Nutzen überwiegt bei Weitem das noch vorhandene Plätschern bei halbvoller Wasserblase. Kaufempfehlung bestätigt!

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